27. Dezember 2018

Der Papst der nützlichen Idioten

Jor­ge Mario Berg­o­glio, seit der frag­wür­di­gen Abdan­kung von Papst Bene­dikt XVI auch „Papst Fran­zis­kus“ genannt, hat in sei­ner Weih­nachts­bot­schaft die mensch­li­che Gier kri­ti­siert. Der Mensch sei „freß­süch­tig“ gewor­den, erklär­te Jor­ge Mario Berg­o­lio in einer Dik­ti­on, die eher an luthe­ri­sche Derb­heit als an päpst­li­che Tra­di­tio­nen anknüpft. “Schaf­fe ich es, auf vie­le über­flüs­si­ge Neben­säch­lich­kei­ten zu ver­zich­ten, um ein ein­fa­che­res Leben zu wäh­len?” soll­ten wir uns fra­gen. Jesus zei­ge uns, daß nicht das Anhäu­fen von Gütern, son­dern das Tei­len das Grund­prin­zip des Lebens sei. Die Main­stream­pres­se berich­te­te dar­über in zustim­men­der Ausführlichkeit:

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018–12/papst-franziskus-heiligabend-christmette-kritik-gier 

https://www.sueddeutsche.de/panorama/papst-franziskus-weihnachten‑1.4265476

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/papst-franziskus-kritisiert-in-christmette-menschliche-gier-und-konsum-a-1245354.html

https://www.welt.de/politik/deutschland/article186057518/Papst-zu-Heiligabend-Der-Mensch-ist-gierig-und-unersaettlich-geworden.html

Nun ver­hält es sich mit der­ar­ti­gen Bot­schaf­ten so, daß ihr rei­ner Sach­ge­halt zumeist unan­greif­bar ist. Lie­be statt Gier, wer woll­te etwas gegen die­se Kin­der­gar­ten­weis­heit sagen? Das Ent­schei­den­de ist aber nicht der tri­via­le Sach­ge­halt, son­dern das, was damit gesagt wird. Wäre es Jor­ge Mario Berg­o­glio ernst, etwas gegen die wach­sen­de Kluft zwi­schen den Bit­ter­ar­men und den Über­rei­chen zu tun, er müß­te die Glo­ba­li­sie­rung hin­ter­fra­gen, die, wo sie um sich greift, Löh­ne drückt und Arbeit ver­nich­tet. Er müß­te die Mas­sen­ein­wan­de­rung kri­ti­sie­ren, die den Men­schen kei­nen Vor­teil bringt, denn, wie schon Scholl-Latour so tref­fend gesagt hat: „Wer halb Kal­kut­ta auf­nimmt, ret­tet nicht Kal­kut­ta, son­dern der wird selbst zu Kalkutta!“

Jor­ge Mario Berg­o­glio dürf­te nicht luf­tig-unbe­stimmt die Gier an sich kri­ti­sie­ren, er müß­te die Gier der Invest­ment­ban­ker kri­ti­sie­ren, die gan­ze Staa­ten in die Plei­te trei­ben und deren Sozi­al­sys­te­me ver­nich­ten. Er müß­te die Feig­heit und Ver­lo­gen­heit so man­cher Poli­ti­ker kri­ti­sie­ren und er könn­te Gegen­bei­spie­le loben wie etwa Vik­tor Orban, der das Chris­ten­tum, die Frei­heit und den Wohl­stand sei­ner Nati­on tap­fer verteidigt.

Aber so kon­kret wird Jor­ge Mario Berg­o­glio nicht. Jeder, der noch nicht gera­de am Hun­ger­tuch nagt, soll sich ange­spro­chen füh­len. Das dürf­ten dann in ers­ter Linie die Bür­ger der west­li­chen Indus­trie­na­tio­nen sein. Der Arzt, der Rechts­an­walt, der Klein­un­ter­neh­mer, der Fach­ar­bei­ter in einem Auto­mo­bil­kon­zern, sie alle, die – noch – von ihrer Arbeit gut leben kön­nen, soll­ten sich ange­spro­chen füh­len und sol­len sich ein schlech­tes Gewis­sen ein­re­den las­sen. Sie sind es, die sich die Fra­ge stel­len sol­len: “Schaf­fe ich es, auf vie­le über­flüs­si­ge Neben­säch­lich­kei­ten zu ver­zich­ten, um ein ein­fa­che­res Leben zu wählen?”

Der­ar­ti­ge Gewis­sens­mar­ter und Zer­knir­schung des Her­zens dient dann erkenn­bar einem Zweck: Die west­li­chen Indus­trie­na­tio­nen sol­len mit pseu­do­mo­ra­li­schen Argu­men­ten auf das Abschmel­zen ihres Wohl­stan­des vor­be­rei­tet wer­den. Wer sich schul­dig fühlt und im Glau­ben lebt, sein Wohl­stand sei unver­dient, wird ihn wohl kaum bis aufs Mes­ser ver­tei­di­gen. Sich aus­plün­dern zu las­sen, wird eine geist­li­che Übung und Aus­druck von Fröm­mig­keit. Jor­ge Mario Berg­o­lio baut allen Wider­ständ­lern, allen AfD-Wäh­lern, allen guten Patrio­ten, die zuerst an ihr eige­nes Volk den­ken, eine Brü­cke: Sie sol­len los­las­sen und geben, damit es ande­ren bes­ser geht. “Bea­ti­us est magis dare, quam acci­pe­re. Geben ist seli­ger denn Neh­men.” (Apos­tel­ge­schich­te 20,35)

Auch das ist falsch, denn hier wird kei­nem Nächs­ten gege­ben, hier wird nicht geteilt. Selbst wenn unser Rest­wohl­stand (viel ist in den letz­ten 30 Jah­ren schon ver­nich­tet wor­den) durch Mas­sen­ein­wan­de­rung und Glo­ba­li­sie­rung voll­ends auf­ge­fres­sen sein wird, wird es den Armen die­ser Welt nicht bes­ser gehen, wie sich ihre Situa­ti­on in den letz­ten 30 Jah­ren ja auch nicht ver­bes­sert hat. Die Vor­hal­tung, wir soll­ten ver­zich­ten, damit es den Armen in der Welt bes­ser geht, ist eine glat­te Pro­pa­gan­da­lü­ge. Es wird nie­man­dem bes­ser, aber sehr vie­len schlech­ter gehen. Aus­ge­nom­men bleibt nur eine ver­schwin­dend klei­ne glo­ba­le Eli­te, die wohl Mühe hät­te, alle Rei­hen im Peters­dom zu fül­len. Die­se Eli­te nutzt die Mas­sen­ein­wan­de­rung, um die Sozi­al­sys­te­me der Natio­nal­staa­ten zu spren­gen. Deren nicht mehr zu über­bie­ten­de, ent­fes­sel­te Freß­sucht müß­te ein­mal kri­ti­siert wer­den. Dazu frei­lich fin­det Jor­ge Mario Berg­o­glio sich nicht bereit, betreibt er doch eben­so wie Mer­kel oder Macron das Geschäft die­ser Kreise.

Wer sich aber zu solch schmut­zi­gem Spiel her­gibt, der kann kein guter Hir­te sein, son­dern der ist ein Usur­pa­tor auf dem Bischofs­stuhl von Rom, ein Unpapst und Gegen­papst zu jenem Bene­dikt XVI, der sich in aller römisch-katho­li­schen Red­lich­keit dar­auf beschränk­te, die Bot­schaft des Glau­bens zu ver­kün­den, doch poli­tisch nichts in Kon­zept paß­te und des­halb gehen mußte.

Hans-Tho­mas Tillschneider