18. März 2020

Schwitzt Euch aus, Freunde!

Die Jagd­sai­son scheint wie­der ein­mal eröff­net. Nicht Gau­lands wil­de ver­we­ge­ne Jagd auf die Alt­par­tei­en, son­dern die über­flüs­si­ge, schäd­li­che und schänd­li­che Jagd auf Björn Höcke, Andre­as Kal­bitz und den Flü­gel im All­ge­mei­nen. Die Fein­de der Par­tei von außer­halb und die Tod­fein­de unter den Par­tei­freun­den von inner­halb spie­len sich wie­der ein­mal ihrer Bäl­le zu – küm­mer­li­che Streit­an­läs­se, die in all ihrer Nich­tig­keit nur offen­ba­ren, wie unbän­dig der Hass sein muß, der einen dazu treibt, so etwas aufzugreifen.

Björn Höcke hat bei sei­ner Rede in Schnell­ro­da am 6.3.2020 davon gespro­chen, „dass die, die nicht in der Lage sind, das Wich­tigs­te zu leben was wir zu errei­chen haben, näm­lich die Ein­heit in der Par­tei, daß die all­mäh­lich auch mal aus­ge­schwitzt wer­den.“ So weit, so rich­tig und nicht zu bean­stan­den. Kei­ne Par­tei braucht Mit­glie­der, die den Frie­den der Par­tei stö­ren und ver­su­chen, die Par­tei zu spal­ten. Sol­che Mit­glie­der wer­den, wenn sie Funk­tio­nen inne haben, abge­wählt. Um sich vor ihnen zu schüt­zen, hat jede Par­tei sogar das Recht, sie aus ihren Rei­hen aus­zu­schlie­ßen. Nichts ande­res hat Björn Höcke gesagt. Björn Höcke hat § 10 Abs. 4 des Par­tei­en­geset­zes umschrie­ben: „Ein Mit­glied kann nur dann aus der Par­tei aus­ge­schlos­sen wer­den, wenn es vor­sätz­lich gegen die Sat­zung oder erheb­lich gegen Grund­sät­ze oder Ord­nung der Par­tei ver­stößt und ihr damit schwe­ren Scha­den zugefügt.“

Daß die Anti­fa-Jour­nail­le, deren Haupt­qua­li­fi­ka­ti­on dar­in besteht, Haken­kreu­ze her­bei­zu­hal­lu­zi­nie­ren und NS-Gespens­ter zu sehen, im Aus­druck „aus­schwit­zen“ eine Anspie­lung auf das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Ausch­witz erkennt, wun­dert einen nicht. Daß aber Per­so­nen mit AfD-Par­tei­buch wie ein Frank Han­sel per Twit­ter dar­auf ein­stei­gen und das Gan­ze jetzt sogar im Bun­des­vor­stand ver­han­delt wer­den soll, um Björn Höcke eine Abmah­nung zu ver­pas­sen, mar­kiert eine Tief­punkt der inner­par­tei­li­chen Auseinandersetzung.

Für den, der es noch nicht weiß: Ausch­witz hat nichts mit Schwit­zen zu tun, son­dern ist der deut­sche Name des pol­ni­schen Ortes Oświęcim, eine klang­li­che Nach­bil­dung. Wie­der ein­mal ist ein Sta­di­um erreicht, in dem die ratio­na­le Argu­men­ta­ti­on nicht mehr durch­dringt. Die übli­chen Ver­däch­ti­gen ren­nen als ent­fes­sel­te Rum­pel­stilz­chen umher und wedeln tri­um­phie­rend mit ihrem Vor­wurf. „Der hat Au(s)schwitz(en) gesagt!“

Im übri­gen sind die Medi­zi­ner sich einig: Schweiß ent­hält außer Was­ser und Sal­zen kaum wei­te­re Sub­stan­zen. Schwit­zen trans­por­tiert kei­ne Gift­stof­fe aus dem Kör­per. Der Vor­gang dient allein der Regu­la­ti­on der Kör­per­tem­pe­ra­tur. Eine sol­che aber schei­nen die inner­par­tei­li­chen Fein­de des Flü­gels drin­gend zu benö­ti­gen, denn die Hit­ze trübt ihnen den Ver­stand. In die­sem Sin­ne rate ich: Schwitzt Euch aus, Par­tei­freun­de! Kühlt Euch ab und arbei­tet end­lich mit dem Flü­gel zusam­men statt gegen ihn.

In Nord­rhein-West­fah­len wur­de jetzt sogar gefor­dert, der Flü­gel möge sich auf­lö­sen. Als kön­ne sich auf­lö­sen, was gar nicht gebil­det wur­de. Der Flü­gel ist kein Ver­ein, ja über­haupt kein Per­so­nen­zu­sam­men­schluß, nichts auch nur im Ansatz Kör­per­schaft­li­ches, son­dern eine eben des­halb sehr zu recht „Strö­mung“ genann­te, unab­läs­sig sich wan­deln­de, nie defi­nier­ba­re, infor­mel­le, gefühl­te Gemein­schaft derer, die sich sub­jek­tiv dem Flü­gel zurech­nen, die Höcke unter­stüt­zen, die Kal­bitz unter­stüt­zen, die sich als sozi­al-patrio­tisch bezeich­nen, die eine grund­sätz­li­che Alter­na­ti­ve für Deutsch­land wol­len. Was soll sich hier auf­lö­sen? Sol­len die Unter­stüt­zer Björn Höckes, die weit über Thü­rin­gen hin­aus zu fin­den sind, sich ver­bie­ten, Björn Höcke zu unter­stüt­zen? Ich hof­fe, die­je­ni­ge, die dies for­dern, erken­nen die Lächer­lich­keit ihres Unterfangens.

Das Bekennt­nis des Flü­gels zur Ein­heit der Par­tei ist kein Lip­pen­be­kennt­nis, son­dern die Grund­la­ge sei­nes Selbst­ver­ständ­nis­ses. Die Selbst­be­schrän­kung ist ihm in den Namen geschrie­ben, hat eine Par­tei doch nie nur einen Flü­gel. Der Flü­gel will nicht durch­re­gie­ren und allein regie­ren, er braucht als ein Flü­gel immer den ande­ren. Der Flü­gel sucht des­halb den Kom­pro­miß, die Zusam­men­ar­beit und den Zusam­men­halt. Unser Feind ist nicht der­je­ni­ge, der im Rah­men unse­rer AfD ande­re poli­ti­sche Vor­stel­lun­gen hat, nicht der Natio­nal­li­be­ra­le, nicht der Liber­tä­re, nicht der betont Bür­ger­li­che, der im mode­ra­ten Stil den Königs­weg sieht. Unser Feind aber ist, wer die­sen Rah­men in Fra­ge stellt, wer glaubt, die­se Par­tei kön­ne mit nur einem Flü­gel über­le­ben und des­halb den Flü­gel abschnei­den will. Unser Feind ist, wer Hand in Hand mit der Anti­fa-Jour­nail­le arbei­tet, wer meint, er kön­ne die Ener­gie des Angriffs, der unse­re Par­tei trifft, umset­zen und für sei­ne Zwe­cke in die Par­tei lei­ten. Unser Feind ist, wer die AfD nach dem Maß­stab des Fein­des spal­tet in die gute und die schlech­te AfD. Wer so han­delt, der soll­te in der Tat bes­ser abge­wählt wer­den, denn er scha­det nicht dem Flü­gel, er scha­det der AfD.

Hans-Tho­mas Tillschneider