15. Februar 2020

Zur Lage der CDU: Was fällt, das soll man stoßen!

Stra­te­gi­sche Über­le­gung: Indem die AfD in ihren Anfangs­jah­ren vie­le kon­ser­va­ti­ve CDU­ler ange­zo­gen hat, hat sie den kon­ser­va­ti­ven Flü­gel der CDU geschwächt. Das war die Vor­aus­set­zung dafür, die CDU links zu hal­ten, sie in gro­tes­ken Bünd­nis­sen zur Part­ne­rin der Grü­nen zu machen, mit Mer­kel an der Spit­ze die Gren­zen zu öff­nen, etc. etc. Wären all die Kon­ser­va­ti­ven, die zur AfD gegan­gen sind, in der CDU geblie­ben und hät­ten dort Wider­stand geleis­tet, wäre es so weit nicht gekom­men. Es wäre zumin­dest lan­ge nicht so ein­fach gewe­sen, oder die CDU wäre dar­über zer­bro­chen. Bei­des galt es aus Sicht inter­es­sier­ter Krei­se zu ver­hin­dern. Durch die AfD wur­den die letz­ten nen­nens­wer­ten Batail­lo­ne der Kon­ser­va­ti­ven aus einer Par­tei, die fest in die Macht­struk­tu­ren die­ser Repu­blik ein­ge­bun­den ist, abge­zo­gen. Das Gan­ze war ein sich selbst näh­ren­der Pro­zeß: Je mehr Kon­ser­va­ti­ve die CDU ver­lie­ßen, des­to lin­ker wur­de die Poli­tik der CDU, des­to mehr Kon­ser­va­ti­ve ver­lie­ßen die CDU usw. usf. Damit sind de fac­to Macht­po­si­tio­nen der Kon­ser­va­ti­ven ver­lo­ren gegan­gen und der Link­s­trend hat sich beschleu­nigt. Das Gan­ze war ein Rückzugsgefecht.

Mög­li­cher­wei­se steckt dahin­ter Kal­kül, zumin­dest aber sind es unab­weis­ba­re Fol­ge­run­gen. Ich den­ke, daß die AfD in den Anfangs­jah­ren von CDU-Lin­ken gera­de des­halb ger­ne gese­hen wur­de. Sie mach­te ihnen das Durch­re­gie­ren in der eige­nen Par­tei leich­ter. Ich will damit nicht das Pro­jekt der AfD hin­ter­fra­gen, aber doch zei­gen, in wel­che Lage es ursprüng­lich ein­ge­bet­tet war. Daß es anders gelau­fen ist, als ursprüng­lich geplant, wis­sen wir. Ursprüng­lich aber war die AfD gebil­ligt und gewollt als eine Art „Bad Bank“ der Mer­kel-CDU, wo sie die aus Sicht der Par­tei­füh­rung toxi­schen Kon­ser­va­ti­ven aus­la­gern konn­te. Das Kal­kül jedoch lief aus dem Ruder. Ent­ge­gen der Erwar­tung wur­de die AfD so stark, daß sie in eini­gen Regio­nen Ost­deutsch­lands sogar die CDU selbst über­holt hat. Nicht kal­ku­liert wur­de, daß die AfD nicht nur von der CDU Poten­ti­al abzieht, son­dern auch von den Lin­ken durch eine star­ke Beto­nung des sozia­len Cha­rak­ters. Als Boll­werk gegen die Sozi­al­pa­trio­ten soll­ten Lucke, Star­bat­ty, Hen­kel & Co. fun­gie­ren. Das Boll­werk hat nicht gehal­ten.  Und ver­mut­lich wur­de auch unter­schätzt, wie tief kon­ser­va­tiv die Deut­schen in wei­ten Tei­len und vor allem im Osten doch ein­ge­stellt sind.

Das wie­der­um war das Werk des Flü­gels, der immer wie­der dar­auf gedrängt hat, daß die AfD mehr ist als eine EU-kri­ti­sche und ein­wan­de­rungs­kri­ti­sche Vari­an­te der Mer­kel-CDU. Es war das Werk des Flü­gels, die AfD von einer die Alt­par­tei­en­herr­schaft sta­bi­li­sie­ren­den Par­tei in eine die Alt­par­tei­en­herr­schaft gefähr­den­de Par­tei zu trans­for­mie­ren. Inso­fern ist der Flü­gel für die AfD über­le­bens­not­wen­dig. Die Angrif­fe, die wir zur Zeit erle­ben, zei­gen uns: Die Alt­par­tei­en haben rea­li­siert, daß die AfD nicht so funk­tio­niert wie gedacht. Sie schal­ten des­halb um auf maxi­ma­le Repres­si­on.  Die AfD soll­te die Ein­heit der Kon­ser­va­ti­ven in der CDU unmög­lich machen und natür­lich nicht nur in der CDU, son­dern auch außer­halb der CDU, wes­halb eine Annä­he­rung zwi­schen AfD und CDU unbe­dingt ver­mie­den wer­den muß. Dann wür­de das Ursprungs­kal­kül aus Sicht des Estab­lish­ments voll­ends ad absur­dum geführt, wenn die aus der CDU abge­spal­te­nen Kon­ser­va­ti­ven in Gestalt der AfD als star­ke Volks­par­tei zurück­kä­men und als Koali­ti­ons­part­ner mehr Ein­fluß auf die rea­le Poli­tik gewin­nen wür­den, als sie in der CDU je hat­ten. Des­halb rich­tet sich zur Zeit alle Ener­gie dar­auf, eben dies zu verhindern.

Da wir – sei­en wir ehr­lich – gegen die geball­te Medi­en- und Par­tei­en­macht des Estab­lish­ments die CDU nicht zu uns her­über­zie­hen wer­den, bleibt als ein­zi­ge Hand­lungs­mög­lich­keit die Schwä­chung der CDU. Eine Spal­tung ist kei­ne Opti­on, da der kon­ser­va­ti­ve Flü­gel der CDU mitt­ler­wei­le viel zu schwach ist, um sich lebens­fä­hig abzu­tren­nen. Die CDU muß noch viel kom­pro­miß­lo­ser als bis­lang den Mer­kel-Kurs befol­gen: Zusam­men­ar­beit mit der Lin­ken, Abbau jeder kon­ser­va­ti­ven Rest­scham, völ­li­ge Ent­lee­rung des Pro­gramms. In die­se Rich­tung weist die Ent­wick­lung ohne­hin, und da gilt mit Nietz­sche: Was fällt, das soll man sto­ßen! Es war gut, daß AKK die Par­tei über­nom­men und wei­ter her­ab­ge­wirt­schaf­tet hat. Nun möge irgend­ein Mul­ti­kul­ti-Laschet aus NRW, irgend­ein abge­half­ter­ter Black­Rock-Mana­ger à la Merz oder sonst eine Heu­schre­cke oder ein Geschöpf von Brüs­sels und Sor­oschs Gna­den die CDU über­neh­men, irgend­ein nichts­sa­gen­der open-socie­ty-Pro­phet – es wird wei­ter berg­ab gehen! Unse­re Auf­ga­be ist, die­ser Rest-CDU immer wie­der den Spie­gel vor­zu­hal­ten und den Bür­gern zu zei­gen, was aus der CDU gewor­den ist, wel­che Poli­tik sie macht, was sie unter­stützt und was nicht. Die Wir­kung ist vorprogrammiert.

Ein ech­ter Kon­ser­va­ti­ver in der CDU – in Sach­sen-Anhalt gibt es sie tat­säch­lich noch ver­ein­zelt – hat heu­te bes­ten­falls die Aus­sicht, als Fei­gen­blatt­kon­ser­va­ti­ver ein unehr­li­ches Dasein fris­ten zu dür­fen. In regel­mä­ßi­gen Abstän­den wird er von der Lei­ne gelas­sen, darf ein paar Sprü­che klop­fen und sich den Frust von der See­le reden, weil das Wäh­ler bin­det. Er darf aber nicht über­trei­ben. Nach weni­gen Minu­ten ist der Spuk vor­bei, und er bekommt wie­der sei­nen Maul­korb. Ich kann mir nicht vor­stel­len, daß es Men­schen gibt, die damit zufrie­den sind. Also: Hin­ein in die AfD! Die­se Ent­wick­lung, die von der CDU bis zur Links­par­tei alle Alt­par­tei­en in einen Block zwingt, wo die Prin­zi­pi­en des Gen­de­ris­mus und Glo­ba­lis­mus regie­ren, aber kei­ne auch nur ansatz­wei­se sozia­le oder kon­ser­va­ti­ve Poli­tik mög­lich ist, macht die AfD mit arith­me­ti­scher Not­wen­dig­keit zu ein­zi­gen ech­ten kon­ser­va­ti­ven und sozia­len Volks­par­tei. Wir haben kei­ne ande­re Wahl als ver­gleich­bar der CSU in Bay­ern allein zu regie­ren und die dafür erfor­der­li­chen Mehr­hei­ten aus eige­ner Kraft zu erwirt­schaf­ten. Das wird mög­lich, weil die CDU fal­len wird. Im Osten wird es schnel­ler gehen als im Wes­ten, aber es wird auch im Wes­ten gehen.

Hans-Tho­mas Tillschneider